Projekt_Sanierung historische Treppenanlage
Auftraggeber_Stadt Erlach
Schutzstatus_Baugruppe A, ISOS A
Leistung_Analyse, Massnahmenplan, Umsetzung
Zeitrahmen_2023-2024
Auszug zur oberen Altstadt von Erlach aus dem ISOS (Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz):
Mit ihren beidseitigen Häuserreihen und dem gepflästerten Gassenbelag bietet die Oberstadt «eines der einprägsamsten spätgotischen Kleinstadtbilder der westlichen Schweiz» (A. Moser).
Die südliche Häuserzeile wird im untern Teil von einem durchgehenden Treppenlauf, im obern von einem Laubengang, der sich gegen die Gasse in prächtigen Rundbögen öffnet, erschlossen. Dank seiner frühen Marginalisierung, seiner Verkehrsfreiheit und dem Fehlen kommerzieller Einrichtungen hat dieser älteste Stadtteil ein für gesamtschweizerische Verhältnisse ursprüngliches, fast museales Erscheinungsbild bewahrt.
Gemäss Beschrieb Siedlungsentwicklung im ISOS wurde der untere Teil der Altstadt nach Erhalt des Stadtrechts um 1264/1267 erbaut. Somit besteht die Kaskadentreppe seit ca. 750 Jahren!
Die Kaskadentreppe entlang der steilen Gasse in der Altstadt ist ein einzigartiger Erschliessungskörper, welcher den Gassenraum und die südliche Häuserzeile prägt. Über Jahrhunderte wurde die Gestalt beibehalten und ist in seiner formalen Ausprägung unverändert. Jedoch wurde ca. in den 1960er Jahren die Treppe saniert und mit einem Zementüberzug versehen. Der heutige Zustand ist unbefriedigend. Abplatzungen, Risse, Feuchtigkeitsprobleme und Verfärbungen beeinträchtigen das historische Bauwerk und es besteht Handlungsbedarf.
1856 - Ölbild von Jules Guillarmod
Situationsanalyse
Die Schadenbilder zeigen die Problematik der Materialkombinationen auf. Zement ist ein Material von hoher Dichtigkeit und lässt aufsteigende Feuchtigkeit nicht ausdiffundieren. Der Zement liegt wie ein dichter Teppich über der Natursteintreppe. Die Feuchtigkeit muss sich andere Wege suchen zum Austrocknen. Dies erfolgt über die Seitenwände. Zum Einen über die Gebäudefassaden, zum Anderen über die Treppenmauer zur Gasse hin.
Die Natursteine und der Zement reagieren unterschiedlich auf Temperaturveränderungen. Temperatur und Feuchtigkeit führen zu Rissen und Abplatzungen. Auch die eingemörtelten Winkelstahlprofile führen durch unterschiedliches Verhalten von Zement und Naturstein zu Rissbildungen und Abplatzungen. Zudem erzeugt die Korrosion unschöne Fleckenbilder auf den Treppenstirnen.
ZIEL: WIEDERHERSTELLUNG DES URSPRÜNGLICHEN ZUSTANDES
Sanierungskonzept
Flickarbeiten an der Kaskadentreppe werden stets nur Symptombekämpfung sein. Die Treppenanlage ist in ihrer grundsätzlichen Funktion gestört. Das "Atmen" der Treppe wird durch den Zement unterbunden und führt zu einem Druck auf die Bauteile. Aus diesem Grund wird eine Wiederherstellung der ursprünglichen Kaskadentreppe verfolgt. Gestalterisch wird die Herausforderung sein, die neuen Natursteine mit den alten in Einklang zu bringen.
Die Wiederherstellung der Kaskadentreppe unter Verwendung der historisch korrekten Materialien und Bautechnik ist eine Investition in die Zukunft mit Referenz auf die Vergangenheit. Die vorhandenen Steine können wo möglich wiederverwendet werden. Es muss nur soweit zurückgebaut werden, bis wieder ein solides Grundmauerwerk verwendet werden kann. Durch die neue „atmungsaktive“ Kaskadentreppen wird der Druck von den Sockelbereichen der Gebäudefassaden genommen. Die gepflästerten Podeste lassen Oberflächenwasser versickern.